Die Frage polarisiert. Die einen sagen, natürlich, ein Bild muss das authentische Abbild der Realität sein, die anderen sagen, warum soll's nicht ein wenig schöner werden. Grundsätzlich sollten wir dabei bedenken, dass die Fotografie aus der Malerei hervor ging und die Meister des Pinsels haben unschönes ganz einfach weggelassen. Mir ist kein Porträt mit Hautunreinheiten bekannt, ebenso keines wo eine angeschnittene Kutsche den unteren Teils eines stattlichen Hauses verdeckt.
Störendes verschwinden lassen
Die Maler in früheren Epochen hatten recht lang an ihren Bildern gemalt und so hatten Sie auch genug Zeit um zu sehen was sie weglassen sollten, ihre Bilder Anklang finden. Störendes und Hässliches haben Sie gar nicht erst auf die Leinwand gebannt. Dann kam die Fotografie, die angeblich nur reale Bilder schuf. Das ist ein gewaltiger Irrtum, in den Kämmerchen der Fotografen wurde an den Negativen zuerst gekratzt, dann gepinselt, bis sie davon ausgehen konnten, dass dieses endgültige Bild den Kundinnen und Kunden gefallen würde. Die Kunst des Retuschierens zu erlernen dauerte viele Jahre. Manche konnten es perfekt und manche eben nicht. Dem Hobbyfotografen blieben diese Möglichkeiten verborgen, er musste mit der harten Wirklichkeit in seinen Fotos oder Dias leben.
Heute, im Zeitalter der digitalen Fotografie haben wir's einfach. Wir können zwar noch immer nicht weglassen aber wir können störendes ganz schnell verschwinden lassen. Kaum ein Bildbearbeitungs-programm, welches das Weglassen, nicht auf geradezu geniale Weise beherrscht. Und diese Chance sollten wir nicht nutzen? Weil sich das nicht gehört und solche Aufnahmen nicht der Realität entsprechen. Also ehrlich, ein wenig Eingreifen um einen störenden Baum, oder ebenso störende Touristen zu entfernen ist doch legitim. Ganz einfach ohne lange Ausbildung und Spezialwissen, Landschaften, Bauten und vor allem Menschen so hübsch auf die finalen Bilder zu bringen, wie einst die Maler oder die gefinkelten Fotografen.
Ich biete laufend Seminare zum Thema Bildbearbeitung an.