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8 - Monochrom, wo liegt der Reiz?

Gäbe es weltweit allerorts Berge aus Gold, wären vielleicht Brücken, Leitschienen, ja Autokarosserien aus Gold. Dies einmal angenommen, wäre Gold nichts Besonderes. So ist das mit uns Menschen, wir schätzen das Seltene. Unsere Welt wird von Farben beherrscht. Praktisch alles ist bunt. Die Bildschirme von PC und Fernsehern, Plakate, Prospekte, Zeitschriften. Ja selbst Tages- und Gratiszeitungen zeigen sich recht farbenfroh. Wen wundert es da, dass ein kontrastreiche Schwarzweiß Bild, mit klaren prägnanten Formen auffällt.

Schwarz-weiße Ansichten nehmen eine Sonderstellung ein. Sie heben sich vom bunten Alltag ab. Mehr noch, schwarz-weiße Ansichten und damit meine ich natürlich Fotos, umgibt das Flair künstlerisch wertvoll zu sein. Nun sind schwarz-weiße Ansichten nichts Neues. Auch in der Hochzeit der Malerei – als alle nur denkbaren Farben zur Verfügung standen - waren Kupferstiche Kohle- oder Tuschezeichnungen immer eine willkommene Abwechslung.

Doch zurück zur Fotografie, gleich ob es um eine Landschaft, ein Gebäude, ein Stillleben oder Gesicht geht, wir versuchen mit den fotografischen Mitteln ein Duplikat des Originals anzufertigen. Eine spektakuläre Berglandschaft mit 20-oder noch mehr Millionen Pixel für immer festzuhalten. Also ein bleibendes Abbild der Natur herzustellen. Hand aufs Herz, wie toll auch immer unsere Kamera ist, wie perfekt wir fotografieren und zuvor die Einstellungen vorgenommen haben, dem Original wird keine unserer Abbildungen gerecht werden. So haben sich, damit komme ich wiederum auf die Malerei zu sprechen, Künstler schon im 19., vermehrt aber im 20. Jahrhundert von der realen Abbildung der Wirklichkeit abgewandt. Sie nahmen die Natur oder eine Person als Vorlage um neues, Avantgardistisches, aber auch Abstraktes zu schaffen. Da, Berge, Flüsse, Täler, Häuser und Menschen farbig sind, unterscheiden sich schwarz-weiße Abbildungen gravierend vom Original. Mit der Schwarzweißfotografie. Reduzieren wir unsere Abbildungen auf schwarz grau und weiß, so entsteht ähnlich wie in der abstrakten Malerei, etwas Neues. So einfach ist es also vom engagierten Fotografen zum Künstler zu werden? Nein, ganz so einfach ist es letztlich nicht, für gute Schwarzweißfotos gelten andere Gestaltungskriterien als für ein tolles Farbbild. In einem Blumenbeet können wir fast das gesamte Spektrum des Regenbogens finden, die Farben beherrschen dann das Bild. Die gleiche Aufnahme in schwarz-weiß würde viel zu viele, graue Details enthalten. Daher sind klare Linien und Formen von Nöten.

Doch zurück zur Thematik originalgetreue Wiedergabe contra außerordentliche Darstellung. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, vor allem dank der verschiedensten Bildbearbeitungs-Möglichkeiten, einem farbigen Original-Bild durch verstärken der Farben und des Kontrasts einen neuen Stellenwert zu geben. Leider steht man bei diesen Versuchen sehr schnell an einer Klippe und läuft Gefahr in die Tiefen von Kitsch zu stürzen. Ein hoher, dem Original nicht mehr entsprechender Kontrast in schwarz-weiß hingegen, wird akzeptiert, wirkt ansprechend und schafft eine interessante Aufnahme.