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9 - Wie weiß ist weiß?

Es ist ja kein Geheimnis, dass unser Farbsehen höchst subjektiv arbeitet. Also liegt es letztlich auch an uns, wie unsere Kameras weißes abbilden. Streng nach Vorgabe oder überlassen wir ihr - mit dem automatischen Weißabgleich (AWB) - die Entscheidung. In diesem Fall wird die Kamera ähnlich subjektiv vorgehen, wie wir selbst. Sie tut was sie kann und versucht sich best möglichst auf eine optimale Farbwiedergabe einzustellen.

Dabei kann ein Sonnenuntergang schon etwas blass ausfallen – woher soll sie denn wissen, dass uns ein Blaustich im Schatten stört, der Rotstich bei der Sonnenstimmung hingegen nicht.


Beim Weißabgleich dreht sich grundsätzlich alles um weiß. Findet die Kamera dieses für die Farbeinstellung so wichtige weiß allerdings nicht – oder sind die weißen Zonen nicht groß genug – so war wird sie, und das zurecht annehmen, dass helle Bereiche weiß sein sollten. Die gelbe Bluse bei einer Porträtkunst, führt dazu, dass die Automatik den Blauanteil verstärkt, was sich nicht besonders vorteilhaft auf die Hautfarbe auswirkt. Umgekehrt bei einem hellblauen Hemd!

Doch selbst mit Weiß ist das so eine Sache. Soll weißes immer tatsächlich weiß aufs Bild kommen? Wollen Sie bei einer stimmungsvollen Aufnahme mit Kerzenlicht tatsächlich, dass die Kerzen schneeweiß aussehen und der Charakter einer Tageslichtaufnahme entsteht?

Canon hat jüngst mit der EOS 1 DX Mark II und der mittlerweile gleichfalls vorgestellten EOS 80 D zwei Kameras mit alternativem, automatischen Weißabgleich angekündigt. Bei AWB Priorität Weiß muss, streng nach Vorschrift, weißes auch tatsächlich weiß aus Bild kommen. Steht AWB auf Priorität Umgebungslicht, so achtet die Kamera darauf, dass die Charakteristik von Stimmungsaufnahmen erhalten bleibt. Sie denkt sich dabei also ein wenig in unsere Vorstellungen hinein.

 

Und ganz abgesehen von der Automatik, haben wir auch jetzt schon die Wahl den Weißabgleich, je nach Gegebenheit auf Sonnenlicht, Bewölkt, Schatten usw. einzustellen. Wie Weißes letztlich aufs Bild kommt, liegt also ganz in unserer Hand.