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22 - Der Zensor im Gehirn

Schon sehr lange vor der Geburt, beginnt das Menschliche Gehirn, Eindrücke zu speichern. Sobald das kleine Wesen das Licht der Welt erblickt hat, geht es mit dem Aufbau der "Menschlichen Datenbank" so richtig los. Die Eindrücke von Nase, Ohren und ganz besonders die der Augen, werden, neben einigen anderen, gespeichert. Im Kleinkindalter gibt es ständig Neues, was ein Feuerwerk an Begeisterungsstürmen auslöst.

Doch später, viel später, sind wir abgeklärter und unser Gehirn wird zunehmend kritischer. Das meiste, dass uns begegnet, kennen wir schon. Die Eindrücke sind mehrfach in unserem Gehirn hinterlegt. Liegt die letzte "Speicherung" lange zurück, löst die Wiederholung, Erinnerungen aus. Sind es hingegen "Bilder" denen wir ständig begegnen, reagieren wir mit Desinteresse.

Ein simples Beispiel, unsere Augen haben zigmal eine gelbe Blume gesehen und sie im Sehzentrum gespeichert. Eine weitere, gleiche, gelbe Blume nehmen wir daher nicht wahr, wir übersehen Sie ganz einfach. Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn wir einer roten Blume (die nicht oder nur recht spärlich vorhanden ist) begegnen.

Genau so reagiert unser Gehirn bei allen anderen Arten von "Bildern", oder besser gesagt, optischen Eindrücken. Neues, ungewöhnliches findet spontan Beachtung. Wie beim Kleinkind wird unser Gehirn sogar mit Glückshormonen überschüttet. Eine gigantische Wolkenstimmung, ein grandioser Sonnenuntergang, eine Berglandschaft bei klarer Sicht usw. lösen solche Reaktionen aus.

 

Damit wird klar, wir sind vom "Prozessor-Gehirn" gesteuert und somit keinesfalls objektiv. Das führt dazu, dass auch unsere Fotos nur dann ankommen, für ein "wow" sorgen, wenn sie sich von der Masse abheben. Ungewohnte Perspektiven, kräftige Farben (oder bewusst kontrastreiche Schwarz-Weiß-Bilder), klare Formen, die lässt der Zensor in unserem Gehirn ungehindert passieren, bei Alltäglichem hingegen, verhält er sich zickig.