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29 - Optische Gesetze überlisten

Wie frustrierend ist es doch, wenn man sich ein tolles Makro-Objektiv gekauft hat um endlich Kleines ganz groß herauszubringen und dann feststellen muss, dass die Bilder recht abstrakt und so gar nicht realistisch ausfallen. Was unseren "Idealvorstellungen" entgegen wirkt, ist der Schärfenbereich und der sinkt im Nahbereich ganz enorm. Ein wenig hilft das Abblenden, doch nur ein ganz klein wenig. Je nachdem, wie nahe wir an das Objekt heranrücken, bringt das Abblenden einen Schärfentiefe-Gewinn von ein bis zwei Millimeter. Im Extremfall sind es gar nur Millimeterbruchteile.

Doch es kommt noch schlimmer, im extremen Nahbereich, z.B. beim Abbildungsmaßstab 1:1 (dann ist der Ausschnitt gleich groß wie der Bildsensor) sorgt das physikalische Phänomen der "Lichtbeugung" bereits ab Blende 16 für eine merkliche Verschlechterung der Bildqualität. Die gesamte Schärfe nimmt ab und die Bilder werden flau.

Was tun? Ich mache dazu einen gedanklichen Ausflug zum menschlichen Sehen. Die optischen Voraussetzungen unserer Augen sind in der Theorie leider noch schlechter, als die von Objektiven. Nur einen sehr kleinen Bereich können wir scharf sehen. Also scannen unsere Augen das was wir sehen wollen und fokussieren dabei zugleich ständig nach. Die Summe dieser Informationen wird im Sehzentrum unseres Gehirns blitzschnell zusammengerechnet. So entsteht der Eindruck einer über den gesamten Bereich scharfen "Abbildung".

Was unser Gehirn kann, können mittlerweile auch Computer zusammen mit der passenden Software. Statt einer, in Bezug auf die Schärfe unbefriedigenden, Aufnahme, müssen wir von Blume & Co. eine ganze Reihe von Aufnahmen machen. Bei der ersten fokussieren wir auf das vorderste Blütenblatt und arbeiten uns schrittweise über die Staubgefäße bis zum hintersten Blütenblatt, vor. Das können schon 10 oder mehr einzelne Aufnahmen werden. Am einfachsten geht das mit einem Einstellschlitten. Was das Bearbeitungsprogramm anschließend zu tun hat, heißt im Fachjargon Focus Stacking (Schärfe Stapelung). Ein solches Programm, z.B. HELICON FOCUS, errechnet in beachtlicher Kürze ein, von vorne bis hinten scharfes Bild. Wenn nötig, lassen sich auch noch Korrekturen bzw. Retuschen durchführen.

 

So einfach ist es also die optischen Gesetze zu überlisten!

 

PS:

Focus Stacking ermöglicht nicht nur beeindruckende Blütenaufnahmen, auch bei Aufnahmen von Modellen, wie Lock, oder sonstigen kleinen Objekten, sorgt das Verfahren für perfekte Lösungen.