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30 Gedanken zur Retusche

Nachbessern, ausbessern, verbessern, optimieren. Auf den Punkt gebracht, setzt man die vielen Varianten der Retusche dazu ein Foto "besser zu machen". Bereits unmittelbar nach der Erfindung der Fotografie wurden an den damals recht großen Glasnegativen Verbesserungen vorgenommen. Waren es anfangs ein paar Flecken, die entfernt wurden, so griffen die Pioniere der Fotografie schon bald intensiver in ihre Aufnahmen ein. Bei Portraits wurden Glanzlichter in die Augen gezaubert, Hautunreinheiten entfernt und so manche Hüfte wurde verschmälert. Die Authentizität der fotografischen Bilder geriet so bereits im 19. Jh. ins Wanken. Dabei waren absolut realistische Bilder keinesfalls die Beweggründe die Fotografie zu erfinden. Viel mehr war es das Bestreben, die Welt rascher dokumentieren zu können.

 

So wie die Maler Störendes oder Hässliches "wegließen", waren ihre Nachfahren die Fotografen gleichfalls bestrebt, ansprechende Bilder zu liefern.

Dazu entwickelten sie jede Menge an Techniken um Negative oder die Bilder selbst verbessern. Wer Fotograf(in) werden wollte, musste ein paar Jahre lang, auch das Retuschieren lernen.

 

All jene aber, die die Fotografie zum Steckenpferd machten, mussten mit absolut authentischen Bildern leben. "Leider war da….". Gehörte zu den Standardsätzen all jener, die sich beim Zeigen Ihrer Werke z.B. für einen hässlichen, aber zwangsläufig vorhandenen Lichtmast, entschuldigten.

 

Mit der digitalen Fototechnik ist vieles anders, vor allem aber leichter geworden.

Selbst mit einfacher, kostenloser Bearbeitungs-Software, lassen sich bereits Bilder verbessern. Etwas anspruchsvollere Programme versetzten uns nach kurzer Einarbeitungszeit in die Lage, Bilder in nahezu allen Bereichen zu optimieren. Da somit jeder die Möglichkeit hat zum retuschieren hat, ist auch der Anspruch der "Betrachter" und hoffentlich Bewunderer unserer Aufnahmen, enorm gestiegen. "Leider war da…" wird immer seltener akzeptiert, viel mehr bekommt man den Satz, "Aber du hättest doch…", zu hören.

Fotografieren und Bearbeiten sind längst untrennbar miteinander verbunden, so wie man einst ohne Entwicklung zu keinem Foto kam.