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48 Der Kreislauf des Wassers

"Verdammt, was soll denn das. Ich wollte doch die goldenen Lärchen am Weg zur Austria Hütte fotografieren." Fluchte Erich, der gerade Herbstferien in der Ramsau machte, als er vom Fenster aus sah, dass es in Strömen goss. 

Klar, wer braucht im Urlaub schon Regen, noch dazu wenn Fotografieren im Vordergrund steht. Wir wissen natürlich, dass der Kreislauf der Natur nun mal mit Wasser funktioniert. Ohne Regen gäbe es keine Ernte und letztlich auch kein Leben. Aber was haben wir, die wir mit unseren Kameras in der Natur unterwegs sind, davon? Wir können den Lauf eines Bächleins, brillant mit kurzer Verschlusszeit, oder romantisch, milchig mit langen Zeiten einfangen. Dazu muss allerdings Wasser vorhanden sein, das zuvor, nun ja…

Reizt es uns nicht eine Landschaft zu fotografieren, in die ein Fluss, mäandernd Serpentinen in die Wiese malt? Ist es nicht toll, wenn sich das Matterhorn im spiegelblanken Bergsee ein zweites Mal zeigt? Wer würde übrigens Puerto Iguazú kennen, wenn sich dort nicht in einer Breite von 2,7 km Wassermassen in die Tiefe stürzten. Und Hand aufs Herz, würden wir denn freiwillig auf die Millionen Möglichkeiten verzichten, die Meer unseres Globus zu fotografieren?

 

Doch zurück in die Heimat, wie heißt es so schön: auf Regen folgt Sonnenschein und damit verbunden ein meist durchgehend blauer Himmel. So nur blau in blau wirkt er doch ein wenig langweilig, wenn er sich zum Beispiel großflächig bei einer Weitwinkelaufnahme über eine Almlandschaft spannt. Haufen-, Schäfchen- und Föhnwolken sind gefragt. Ja selbst Nebel bereichert Outdoor-Szenen. Unser Blick bleibt dann z.B. an einem markanten Baum hängen und all das "Dahinter" verschluckt der Nebel. Ach ja, vom Himmel fällt ja nicht nur Regen und der höchst ungeliebte Hagel, von ihm fallen auch glitzernd weiße Kristalle, die Berge, Weisen, Bäume und Gebäude oft über Nacht, ihr Aussehen verändern lassen.

 

Schon verrückt, da heißt es doch immer, ohne Licht gäbe es die Fotografie nicht und wie sich zeigt, ohne dem Kreislauf des Wassers würde sich die Zahl an lohnenden Motiven in freier Natur drastisch reduzieren. Die Botschaft an Erich, nicht fluchen, einfach abwarten es wird schon wieder!